Initiative Familien begrüßt, dass viele Maßnahmen der neuen Corona-Schutzverordnung für Kinder milder ausfallen als bisher. Die Verordnung beinhaltet langersehnte Verbesserungen für Kinder und Jugendliche. Allerdings fallen auch Ungereimtheiten auf. Mit Blick auf die 2G-Regelung und Jugendliche beschreitet Hessen einen Irrweg.

Künftig können mit dem Sars-Cov-2-Virus infizierte Schülerinnen und Kita-Kinder die Quarantäne ab dem fünften Tag durch Vorlage eines negativen PCR-Tests beenden. Für haushaltsangehörige Geschwister kann eine Freitestung ab dem zehnten Tag erfolgen. “Dass Kinder nicht trotz negativer Testergebnisse abgesondert werden, war längst überfällig. Wir begrüßen ausdrücklich die Regelung der Hessischen Landeregierung. Das kam sehr spät, aber es kam” kommentiert Olaf Rother von Initiative Familien Hessen. Die Mütter und Väter der ehrenamtlichen Initiative vermissen Vorgaben für Schülerinnen, welche nach Fällen im Kontext von Schule und Kita als Kontaktpersonen eingestuft werden. Gesundheits- und Kultusministerium sandten diesbezüglich am 24. August einen Erlass an die Gesundheitsämter, demzufolge Quarantäne für ganze Klassen oder Kurse nicht mehr als regelhaftes Verfahren angeordnet werden dürfe. Einzelne hessische Gesundheitsämter setzten den Erlass gar nicht oder nur teilweise um, denn er stünde im Widerspruch zur damals geltenden Verordnung. “Wir sind irritiert, dass die Verordnung keine klaren Aussagen für das Freitesten von Kindern mit Kontaktpersonenstatus trifft. Auch die Möglichkeit der Absonderung ganzer Klassen oder Kurse schränkt die Verordnung nicht ein. Hier muss Klarheit geschaffen werden. Zahlreiche Studien zeigen, dass Schulen und Kitas eben keine Superspreading-Events sind” mahnt Rother, Vater zweier Kinder. Hingegen begrüßt Initiative Familien, dass Hessen die Maskenpflicht am Platz und im Freien aufhebt. “Dass die Kinder und Jugendliche nicht mehr stundenlang ihre Maske tragen müssen, ist dringend notwendig – spätestens seit den regelmäßigen Testungen an Schulen”, bewertet Rother.

Entsetzt ist Initiative Familien von der hessischen 2G-Regelung, die keine Ausnahme für Jugendliche ab 12 Jahren vorsieht. Nachdem die STIKO die Impfung für Kinder und Jugendliche über 12 Jahren empfahl, nicht zuletzt um sie vor psychischen und physischen Gesundheitsschäden zu bewahren, und sich gleichzeitig ausdrücklich dagegen ausgesprochen hat, dass – wörtlich – »der Zugang von Kindern und Jugendlichen zur Teilhabe an Bildung, Kultur und anderen Aktivitäten des sozialen Lebens vom Vorliegen einer Impfung abhängig gemacht wird«, setzt die Hessische Landesregierung genau diese Einschränkung um. “Jugendliche über 12 Jahren werden in der Schule ebenso oft getestet wie jene unter 12 Jahren. Sie mussten in den letzten 18 Monaten die stärksten Einschränkungen und Entbehrungen verkraften, und hätten es verdient, wieder uneingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Nun wird politisch der Druck zur Impfung auf diese Altersgruppe erhöht, obwohl sie nur sehr geringe gesundheitliche Risiken trägt. Die Impfentscheidung muss Kindern, Jugendlichen und Eltern gemeinsam mit den Kinderärzten obliegen – ohne jedweden Druck von außen”, resümiert Stephanie Dinkelaker. Die neue Regelung treibt einen Keil in Familien mit Kindern unter 12 und über 12 Jahren – beim Restaurantbesuch oder dem Ausflug ins Schwimmbad. Die Initiative Familien-Aktive Dinkelaker geht weiter: “2G ohne Ausnahme von Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren führt faktisch zu einer Impfpflicht für diese Altersgruppe. Denn die Jugendlichen dürsten nach der Normalität, die sie so lange entbehren mussten – aus Solidarität mit gefährdeten Gruppen. Sie treffen ihre Entscheidung in der Regel aufgrund des Willens nach einem jugendgerechten Aufwachsen, selten aus gesundheitlicher Sorge”.

Hessen richtet die Maßnahmen gegen Sars-Cov-2 zukünftig an den Hospitalisierungen pro 100.000 Einwohner*innen aus, als wichtigen Indikator neben der Infektionsinzidenz. Eine logische Fortführung wäre die Einführung einer eigenen Hospitalisierungsinzidenz für Kinder und Jugendliche. “Wer eine Politik verfolgt, die der Empfehlung des in Sachen Impfung wichtigsten wissenschaftlichen Gremiums in Deutschland zuwider läuft“, so Olaf Rother, „sollte dringend den empirischen Nachweis führen es besser zu wissen, als dieses Gremium”.

Initiative Familien Hessen