Gestern haben Berliner Eltern einen Eilantrag gegen die fortgesetzte Testpflicht an Berliner Schulen eingelegt. Egal wie die Richter entscheiden – die Eltern haben recht und deswegen unsere volle Unterstützung. In ganz Europa und inzwischen auch in Deutschland ist es ein einmaliger Vorgang, von Kindern zu verlangen, dass sie erst ihre Virenfreiheit nachweisen, um Zugang zu ihrem in der Berliner Verfassung verbrieften Recht auf Bildung zu bekommen. Die Tests sind nicht harmlos, sie schaden unseren Kindern. Sie rauben ihnen wertvolle Unterrichtszeit und finanzielle Ressourcen, die sie dringend für Schadensbegrenzung benötigen, nachdem sie 2021 die längsten Schulschließungen Europas erlitten haben: Lernrückstände, psychische Probleme, Bewegungsmangel, übermäßiger Medienkonsum und Übergewicht bedürfen unserer Aufmerksamkeit und umfangreicher finanzieller und personeller Ressourcen. Die vom Senat anvisierten Kürzungen im Bildungsbereich sind unverantwortlich.

RKI-Datenauswertungen zeigen, dass sich Kinder weitaus wahrscheinlicher außerhalb von Schulen und KiTas anstecken. Dennoch hat der Berliner Senat weit mehr als 140 Millionen Euro für Pflichttests und Luftfilter an Schulen ausgegeben, von denen die pädiatrischen Fachgesellschaften und die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene abraten. Einen überzeugenden Nachweis, dass das wirksam schweren Erkrankungen vorbeugt, ist Berlin indes schuldig geblieben. Und selbst wenn Reihentests an Schulen die Virusverbreitung verlangsamten, ist nicht nachvollziehbar, welchem Zweck das dienen soll, wenn die Ansteckung am Ende doch unvermeidbar ist. Kinder sind die Gruppe mit den geringsten Risiken. Gleichzeitig sind Hochrisikogruppen weitgehend grundimmunisiert und bleiben selbst von Pflichttests verschont.

Der Senat verweist in der Begründung für seinen Alleingang darauf, dass die Tests nun einmal da seien. Doch vorhandene Tests werden dort gebraucht, wo Risikogruppen sind, nicht in KiTas und Schulen. Fast den gesamten Winter hindurch hatte beispielsweise die Berliner Charité ein vollkommenes Besuchsverbot verhängt und schwerstkranke Personen daran gehindert, Trost und Unterstützung bei Angehörigen und Freunden zu finden. Dort wurden die Tests gebraucht, nicht an KiTas und Schulen. Und nicht einmal der maßnahmenfreundliche Landeselternausschuss kann nachvollziehen, worauf sich die Behauptung des Senats bezieht, eine Mehrheit der Eltern wünsche sich die Fortsetzung der Tests. Es ist auch nicht Aufgabe des Senats, sich an irrationalen Ängsten von Eltern zu orientieren, selbst wenn sie in der Mehrheit wären. Seine Führungsaufgabe ist es, politische Maßnahmen an den Fakten auszurichten und die Bevölkerung über tatsächliche Risiken aufzuklären. Und die sind und bleiben in Schulen und KiTas gering.

Anders als der Berliner Senat hat Norwegen seine COVID-Maßnahmen evaluiert und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Kindern die Maßnahmen mehr schaden als das Virus. Daran sollte sich der Berliner Senat in Ermangelung eigener Evaluierungen orientieren. Dem Eilantrag gegen die Testpflicht wünschen wir viel Erfolg.

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