Sehr geehrte Frau Kultusministerin Schopper,

In den vergangenen Wochen wurden aufgrund niedriger Inzidenzen und steigender Impfquoten in vielen Bereichen Corona-Maßnahmen gelockert: Gastronomie, Handel, Freizeitaktivitäten, Reisen, private Feiern. Für Kinder und Jugendlichen galten in Schulen und Kitas hingegen weiterhin strengere Regeln als für Erwachsene am Arbeitsplatz. In Büroräumen und Produktionshallen von Betrieben dürfen Arbeitnehmer weiterhin ohne Maske und ohne Testpflicht an ihrem Platz arbeiten – auch ungeimpft. An Schulen mussten Schüler*innen hingegen weiterhin auch mit negativem Test im Unterricht Masken tragen – sobald es einen einzigen Fall an der Schule gab. Außerdem gilt nach den Sommerferien inzidenzunabhängig Masken- und Testpflicht für alle Kinder auch im Freien und im Unterricht am Platz. Dies ist in unseren Augen weder verhältnismäßig, noch kann es, nach bisherigem Datenstand, rational begründet werden und schon gar nicht hat es einen ausreichenden pandemischen Nutzen, vor allem wenn die dadurch entstehenden Schäden bei Kinder und Jugendlichen in eine Abwägung einfließen.

Wir fordern wenn notwendig Maßnahmen, die zuerst bei Erwachsenen ansetzen, bevor Kinder und Jugendliche auf ihr Grundrecht auf Bildung und Teilhabe verzichten. Hygienekonzepte müssen vorrangig in vulnerablen Bereichen wie z.B. in den Pflegeheimen angewendet, Arbeitnehmer verpflichtend ins Home Office geschickt werden oder Testpflicht angeordnet werden, bevor die Rechte der Kinder beschnitten werden.

Denn die Solidarität, die von unseren Kindern in den vergangenen Monaten abverlangt wurde ging zulasten der psychischen und physischen Gesundheit unserer Kinder. Von der Politik erwarten wir nun Strategien, diese Missstände unter den Kindern und Jugendlichen wieder gut zu machen und  abzufedern. Denn aufgrund der Nachteile die Kinder durch die Einschränkungen erfahren, sind die Maßnahmen nicht Teil einer Strategie der Vorsicht, sondern die einer Hochrisikostrategie!

Wir fordern für den Beginn des neuen Schul- und KiTa-Jahres eine (frühkindliche) Bildungsgarantie – inzidenzunabhängig und kindgerecht durch:

  • sinnvolle Handlungsstrategien und Maßnahmen, die zielgerichtet helfen Kollateralschäden an Kindern und Jugendlichen auszugleichen ohne die Kinder erneut zu belasten
  • sofortige Normalität für Kinder und Jugendliche mit inzidenzunabhängigem Regelbetrieb in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen und bei Freizeitaktivitäten – ohne Wenn und Aber. Dies beinhaltet auch außerunterrichtlichen Angeboten wie AGs, Kooperationen mit außerschulischen Bildungspartnern & KiTas, Klassenfahrten und Förderangeboten
  • Kindgerechte Hygienebedingungen, die Lern- und Entwicklungschancen und das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen genauso berücksichtigen wie den vermuteten pandemischen Nutzen: U.a. Verzicht auf eine Maskenpflicht im Unterricht, in der Betreuung und auf dem Schulhof 
  • Anpassung der Quarantäneregeln: Bei einem Covid-19-Fall in einer Klasse/ KiTa-Gruppe ist nur das betreffende Kind in Quarantäne mit einer Möglichkeit zur Verkürzung der Quarantänezeit, für alle anderen sind mildere Mittel anzuwenden (z.B. Testungen)
  • Gleichstellung aller Kinder und Jugendlichen mit geimpften Erwachsenen, zur Vermeidung überzogener Quarantäneregeln und Diskriminierung nach Impfstatus
  • Fachkräfteoffensive in (frühkindlichen) Bildungseinrichtungen und Aufbau multiprofessioneller Teams in Schulen, da deren Fehlen in der Pandemie noch stärker zu Tage getreten sind

Beginnen Sie jetzt zu handeln, denn die Kinder sind unsere Zukunft!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Ellen Bruske & Zarah Abendschön-Sawall

stellvertretend für

Initiative Familien 

Landesgruppe Baden-Württemberg