Offener Brief an den Minister für Inneres und Soziales, Herrn Kai Klose


Sehr geehrter Herr Sozialminister Klose,

sehr geehrte Damen und Herren,

Initiative Familien Hessen schreibt Ihnen heute im Namen vieler Eltern von Kita-Kindern. Wir bitten Sie im Namen dieser Eltern eindringlich, das Chaos in den hessischen Kitas zu beenden und den derzeitigen Flickenteppich an Regelungen im Umgang mit Positiv-Fällen an Kitas durch eine flächendeckende Test-to-Stay-Strategie zu ersetzen.

Das Test-to-Stay-Konzept wird bereits in einigen hessischen Städten (u.a.in Frankfurt und Gießen) aber auch in Rheinland-Pfalz oder Bayern umgesetzt. Statt ganze Gruppen bei einem Covid-19 Fall in der Kita zu schließen, werden hier nur infizierte Kinder in Quarantäne geschickt. Alle anderen Kindern dürfen mit einem tagesaktuellen Bürger-/ Selbsttest weiter die Kita besuchen1.

In vielen anderen hessischen Städten und Landkreise kommt es weiterhin zu Schließungen ganzer Gruppen. Als Initiative Familien hören wir aktuell täglich von verzweifelten Eltern, die an der Grenze ihrer Belastbarkeit sind, weil sie morgens nicht wissen, ob ihr Kind den Tag im Kindergarten verbringen wird und sie ihrer Berufstätigkeit nachgehen können oder ob die Gruppe wieder für eine nicht absehbare Zeit geschlossen wird. Ein Mitglied erzählte uns beispielsweise, dass ihr Sohn in den vergangenen 3 Wochen gerade mal 4 Tage in der Kita war und sich dazwischen 3x freitesten musste.

Es ist für viele Eltern untragbar, dass gesunde Kinder immer wieder nach Hause geschickt werden und sich alle paar Tage freitesten müssen. Auch für die Kinder ist dies ein großer Unsicherheitsfaktor. Wie wir hören, passiert es immer wieder, dass Eltern mit ihren Kindern auf dem Weg in die Einrichtung sind und unterwegs telefonisch darüber informiert werden, dass die Gruppe für ein paar Tage geschlossen wird. Das mag im Einzelfall hinnehmbar sein, derzeit ist es aber leider eher die Regel als die Ausnahme.

Familien brauchen Planbarkeit im Alltag, Kinder brauchen Konstanz.

Das haben verschiedene Städte und Landkreise in Hessen (z.B.LK Limburg-Weilburg, Frankfurt, Giessen) bereits erkannt und setzen erfolgreich das Test-to-Stay-Konzept ein, während andere Gesundheitsämter weiterhin Betretungsverbote (z.B. Darmstadt, LK Offenbach) oder sogar Quarantäne (z.B. LDK, Gross Gerau) für alle Kinder aussprechen. So wie der Virus überall der gleiche ist, brauchen wir auch landesweit ein einheitliches Konzept im Umgang damit.Test-to-Stay gibt Familien Sicherheit, Planbarkeit und den Kindern ihren konstanten Alltag. 

Zudem muss für die Kitas jetzt eine Exit-Strategie vorbereitet und kommuniziert werden. Wenn in der Gesellschaft die Regeln wegfallen, muss dies als Erstes auch für die Kitas gelten!Seit November sind die Einrichtungen in einen Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen mit geschlossenen Gruppen. Wir haben schon im Januar darauf hingewiesen, dass dies unverhältnismäßige Einschränkungen in den Alltag der Kinder, Erzieher*innen und Eltern mit sich bringt. Einrichtungen müssen sich jetzt darauf vorbereiten, dass sie wieder in ihr gewohntes pädagogisches Konzept zurückgehen können und ein kindgerechter Kita-Alltag wieder zur Norm wird.

Wir appellieren daher eingehend an Sie: Bitte beenden Sie diese Situation, in der Einrichtungen immer wieder geschlossen werden und ermöglichen gesunden Kindern und Eltern einen sicheren und konstanten Alltag.

Mit freundlichen Grüßen

Initiative Familie Hessen
Hessen@initiativefamilien.de


1Trägerinfo 67 der Stadt Frankfurt; https://frankfurt.de/themen/arbeit-bildung-und wissenschaft/bildung/coronavirus-sars-cov-2-traeger