NRW startet das neue Schuljahr, wie das Alte geendet hat. Mit den umfassendsten Restriktionen der gesamten Schülerschaft, darunter Maskenpflicht sogar am Platz oder im Sportunterricht, anlasslose Massentestungen, AHA-L-Regelungen. Und das trotz einer Impfquote der vulnerablen Altersgruppe 60+ von ca. 80% sowie Impfpriorisierung von Lehrkräften und Angebote für die gesamte erwachsene Bevölkerung.

In den letzten Wochen ging ein Appell von Minister Dr. Stamp für mehr Freiheiten durch die Medien. Deutliche Worte fand er zu den Kollateralschäden, die Kinder erfahren haben und die deutlich tiefgreifender sind als die Gefahr durch eine SARS-CoV-2 Infektion für die meisten Kinder. Nach wie vor ist die Schieflage eklatant. Kein/e Arbeitnehmer/in muss sich auch nur annähernd an so viele Regelungen halten. Dabei ist die Krankheitslast in dieser Altersgruppe deutlich höher. Auch Quarantäneregelungen werden meist pragmatischer gehandhabt.

„Noch nie hat die Presse davon berichtet, dass Mitarbeitende einer gesamten Büroetage in Quarantäne geschickt wurden. Kinder werden auch weiterhin zu all den Regelungen, auch noch dieser Maßnahme ausgesetzt. Damit sind sie gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen deutlich benachteiligt.“ -meint Heike Riedmannvon Initiative Familien.

Obwohl Lehrkräfte prioritär geimpft wurden, ist an eine kinderfreundliche Lernumgebung nicht zu denken. Im Gegenteil. Die Maßnahmen an Schulen sind noch strenger als zu Beginn des letzten Schuljahres. Kinder haben Bilder von sich umarmenden Fußballfans und Menschen bei Partys beobachtet. Mittlerweile ist ihnen eine solche Ungleichbehandlung nicht mehr vermittelbar.“, gibt Tanja Schneeweiß von Laut für Familienzu bedenken.

Es besteht wissenschaftlicher Konsens darüber, dass Kinder -trotz Delta-Variante -kaum durch eine Infektion mit dem SARS-CoV-2 Virus gefährdet sind. Wenn sie erkranken, dann selten schwer. Laut einer aktuellenStudie aus UK sind Kinder unter 12 Jahren im Schnitt nur rd. 5 Tage erkrankt. Zu Long COVID bei Kinderngibt es bislang wenig Daten. Studien mit Kontrollgruppen zeigen aber, dass Langfristfolgen etwa genauso häufig in der Gruppe infizierter wie nicht infizierter Kinder auftreten. Dennoch sind auch hier Folgen selten. Kinder haben die vergangenen 1,5 Jahre solidarisch Erwachsene und insbesondere Risikogruppen geschützt, meist mit deutlichen Folgen für sie und ihre psychische und physische Gesundheit. Jetzt müssenErwachsene alles daransetzen, Kindern einen möglichst normalen und kindgerechten Alltag zu gewährleisten.

Das Credo für das neue Schuljahr muss lauten: Mehr Mut zur Kinderfreundlichkeit!