02.02.2022 – Die Rufe nach Lockerungen werden lauter, die Rücknahme von Maßnahmen wird diskutiert. Nur eine Gruppe ist – mal wieder – nicht Teil der Debatte: die Kinder und Jugendlichen. Im Gegenteil, viele Bundesländer haben die Regelungen für die Jüngsten unserer Gesellschaft  noch einmal verschärft. Initiative Familien fordert ein Ende der Stigmatisierung von Kindern und Exit-Strategien, die ihnen Priorität einräumen.

“Man fühlt sich wie im falschen Film”, fasst Sina Denecke, Sprecherin von Initiative Familien die Situation zusammen. “Wir fühlen uns von der Politik einmal mehr im Stich gelassen.” Denecke ist selbst Mutter von zwei Kindern und wohnt in Niedersachsen. Dort wird jetzt zum 15. Februar die Testpflicht für Kita-Kinder eingeführt. Schüler*innen müssen sich auch mit doppelter Impfung täglich testen, während die 2G-Plus Regelung für Erwachsene gerade aufgehoben wird. Eine doppelt geimpfte 16-Jährige Schülerin darf also ohne Test ins Restaurant gehen, nicht aber in die Schule. Die Maskenpflicht im Büro fällt, während Kinder weiterhin trotz fester Gruppen ganztags Masken tragen. Für alle Bereiche werden Lockerungen diskutiert, während die Diskussion um Schul- und Kita-Schließungen nicht abebbt. 

Stigmatisierung von Kindern muss ein Ende haben

Die ehrenamtlich aktiven Eltern von Initiative Familien setzen sich seit Frühjahr 2020 für die Rechte und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen ein. “Die andauernde Stigmatisierung von Kindern und Jugendlichen – erst als ‘Virenschleuder’, nun als Paradebeispiel für die unvermeidbare Durchseuchung – ist fatal”, erklärt Denecke. “Der Fokus auf Kinder sowohl bei politischen Entscheidungen als auch in der Medienberichterstattung hat viele Eltern massiv verunsichert.” In den sozialen Medien beispielsweise teilen Influencer*innen Kontaktdaten von Ärzten, die Kinder unter 5 Jahren “off label” impfen. Dabei ist solch ein Impfstoff weder ausreichend erforscht noch zugelassen. Kinderinzidenzen werden kommuniziert, ohne eine repräsentative Bezugsgruppe zu haben. Es fallen Begriffe wie „grassierende Durchseuchung“ oder „Ausliefern der Kinder“. 

Zwar verbreitet sich die Virusvariante „Omikron“ schneller und ist deswegen nun auch häufiger in Schulen, KiTas und in Kinderkrankenhäusern – in vielen Fällen als Nebenbefund – zu finden. Doch weisen alle Studien bislang auf ein sogar noch geringeres Krankheitsrisiko durch Omikron bei Kindern hin. 

Initiative Familien fordert daher eine sachliche und differenzierte Kommunikation, die Kinder und Jugendliche nicht weiter stigmatisiert und Ängsten begegnet. Die Politik muss dringend ihrer Verantwortung nachkommen und nicht nur für eine Versachlichung sorgen, sondern auch die Maßnahmen entsprechend an wissenschaftlichen Erkenntnissen ausrichten.

“Die Debatte um Maßnahmen für Kinder ist maximal emotional aufgeladen”, so Sina Denecke, die das in ihrem Ehrenamt regelmäßig selbst erlebt. “Wir Eltern von Initiative Familien erarbeiten unsere Positionen und Forderungen basierend auf Wissenschaft, Studien und Daten, oft gemeinsam mit renommierten Expert*innen. Dennoch werden wir für unsere Arbeit massiv angegriffen, mit Hass, Hetze und Falschbehauptungen überzogen.”

Exit-Strategie auch für Kinder und Jugendliche

“Viele Familien sind nach zwei Jahren Ausnahmezustand am Ende. Bei den aktuell sehr hohen Inzidenzen stolpern manche Familien von einer Quarantäne in die nächste – in den meisten Fällen sind es gesunde Kinder, die zuhause sitzen”, berichtet Sina Denecke von Initiative Familien. 

Der Verein fordert eine vorausschauende, transparent diskutierte Exit-Strategie, die in verschiedenen Szenarien den Übergang von der Pandemie zur Endemie darlegt und insbesondere auch Kinder und Jugendliche berücksichtigt. Die umfassenden, gravierenden Schäden der Maßnahmen der letzten zwei Jahre für ihre Bildungs- und Entwicklungschancen sowie ihre psychische und physische Gesundheit sind umfassend dokumentiert und unbestritten. Daher muss insbesondere Kindern und Jugendlichen schnellstmöglich Normalität im Alltag garantiert werden. 

Initiative Familien hat kürzlich gemeinsam mit renommierten Expert*innen (Prof. Dr. Klaus Stöhr, Prof. Dr. Detlev Krüger, Prof. Dr. Ulrike Heudorf oder dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte u.a.) einen offenen Brief verfasst, der auch die hier genannten Themen behandelt. Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene hat kürzlich die Notwendigkeit und Vertretbarkeit der Normalität für Kinder und Jugendliche ebenfalls in einer Stellungnahme aufgegriffen.