Zehn Tage hat die Bayerische Staatsregierung gebraucht, um in einer Pressemitteilung anzukündigen, dass in weniger als 72 Stunden für Bayern gilt, was auf der letzten Konferenz der Ministerpräsident:innen mit Kanzlerin Merkel beschlossen worden ist. Die entsprechende Verordnung ist allerdings immer noch nicht erstellt, auch in Bayerns Behörden scheint Urlaubszeit zu sein. Der Link in der Pressemitteilung geht immer noch auf die Verordnung, die nur bis zum 25.August gültig ist.

Trotz expliziter Hinweise auf Lücken in den Beschlüssen von Bund und Ländern, was die Testungen von Kindern und Jugendlichen betrifft, hat die Staatsregierung es nicht geschafft diese Lücken zu schließen. Zu sehr war man offensichtlich mit Gesprächen mit den Vertretern des Profifußballs beschäftigt um sicherzustellen, dass diese unabhängig von der Inzidenz ihre Stadien wenigstens bis zur Hälfte füllen dürfen.

Im “Familienland Bayern” (so der Werbeslogan auf den Seiten des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales) sind Kinder und Familien wieder einmal geflissentlich ignoriert worden: von der Pflicht zur Testung für Schwimmbad, Sporthalle und Restaurant sind nur Kinder bis sechs Jahren und wohl auch Schüler:innen befreit. Sechsjährige, die noch nicht zur Schule gehen müssen sich in Zukunft also vor jedem Schwimmbadbesuch genauso testen, wie vor dem Training im Sportverein. Komplett unklar ist auch, was für Schüler:innen in den restlichen drei Ferienwochen gilt. Zwar sind sie von der Pflicht für zusätzliche Testungen wohl ausgenommen, allerdings mit dem Hinweis, dass ja an den Schulen verpflichtend getestet wird. Die Schule beginnt in Bayern bekanntlich aber erst am 14.September, die Neuregelung gilt aber schon ab dem 23. August. Damit ist offen, ob sich jetzt Kinder und Jugendliche für den Rest der Sommerferien für alles Mögliche und immer wieder zum Testzentrum begeben müssen.

Tobias Oelbaum, Sprecher von Initiative Familien in Bayern: “Es ist ein Skandal, dass Kinder und Jugendliche offensichtlich einfach vergessen werden, wenn Verordnungen geschrieben werden, die ihnen erhebliche Einschränkungen auferlegen. Dass sechsjährige Kindergartenkinder nun in einen Testmarathon geschickt werden, wenn sie am gesellschaftlichen Leben teilnehmen wollen, ist komplett sinnbefreit. Während für den Profifußball in dieser Pandemie eine Sonderregelung nach der anderen gezimmert wird, fallen Kinder, Jugendliche und ihre Familien einfach hinten runter”.