Bayern lockert: bei einer Inzidenz von unter 50 dürfen private Feiern auch drinnen mit bis zu 50 ungeimpften (plus beliebig vielen geimpften) Personen stattfinden, die Innengastronomie öffnet auch ohne Tests und 10 vollkommen fremde Personen dürfen sich einen Schlafsaal in einem Beherbergungsbetrieb teilen. Auch Laienensembles für Theater und Musik dürfen mit beliebiger Personenanzahl innen wie außen proben. Für Sport gilt, dass auch Kontaktsport in der Halle zulässig ist, auch hier ohne Test. Schließlich ist auch noch Fussball-EM, also dürfen bis zu 14.000 Fans in München im Stadion sein. Damit in der Gastronomie die Fans die Spiele auf der Leinwand verfolgen können wurde die Sperrstunde noch einmal nach hinten verschoben.
Bei so vielen Lockerungen blieb für die Schulen nichts mehr übrig. Anders als in der Gastronomie und bei privaten Feiern muss hier auch am Platz und durchgehend eine Maske getragen werden, selbst dann wenn der Mindestabstand eingehalten werden kann. Anders als in der Freizeit ist Sport nur mit Abstand möglich und anders als bei Laienensembles ist Chor, Orchester und Blasmusik nur im Freien erlaubt. Innen geht laut dem Rahmenhygieneplan für Schulen nur “ein kurzes Lied, sofern ein erhöhter Mindestabstand von 2,5 m in Singrichtung, sowie seitlich von 2 m eingehalten werden kann und das Tragen einer MNB möglich ist”.
Um am Platz ohne Maske zu sein müsste Schule nun als private Feier deklariert werden (da darf dann auch ohne Maske gesungen werden), oder auch in die nächste Wirtschaft verlegt werden. Tests bräuchte es dann auch nicht. Für Sportunterricht schließt man sich am besten dem Verein an, der am Abend die Schulturnhalle nutzt. Wenn der Schulchor oder das Schulorchester proben will ginge das nur, wenn das Schulorchester eben nicht mehr Schulorchester hieße. Dass man Schulaktivitäten nur als außerschulische Aktivitäten definieren müsste, um in den Genuss weiterer Lockerungen zu kommen, zeigt wie wenig die Schulen der bayerischen Regierung wert sind.
Warum in Bayern für die gleichen Dinge an Schulen trotz regelmäßiger Testung, die bei einer Inzidenz unter 50 nur noch an den Schulen stattfindet, immer noch strengere Regeln gelten als außerhalb ist längst nicht mehr zu verstehen. Es macht fassungslos, dass alles getan wird, damit die Fussballfans ihre Mannschaften bei der EM feiern können und sich Erwachsene nicht testen müssen. Gleichzeitig ist Kindern und Jugendlichen an Schulen weiterhin unter dem strengsten Test- und Hygienekonzepten nicht das erlaubt, was außerhalb von Schulen auch ohne Tests längst wieder möglich ist. Wenn die freiwillige AG Basketball in der Schule mit getesteten Schüler:innen nicht stattfinden darf, aber am Abend die Basketballabteilung des örtlichen Vereins in der Schulturnhalle ungetestet trainiert, dann wird klar, welche Priorität der Schulbetrieb in Bayern hat.