Die aktuellen Quarantäne-Regeln RLP müssen nachgebessert werden

Die Landesregierung hat leider bei ihrer letzten Änderungsverordnung zur Änderung der Neunundzwanzigsten Corona-Bekämpfungsverordnung Rheinland-Pfalz vom 13. Januar 2022 eine wichtige Ausnahmeregel für SchülerInnen weggelassen, die das RKI wegen der besonders strengen AHA-L Regeln an Schulen definiert hat und schadet damit erneut vor allem Kinder und Familien. Um unnötige Quarantäne für gesunde Kinder zu verhindern, hat das RKI mit einer Ausnahmeregel ermöglicht, SchülerInnen, die sich in einem Abstand von 2 m zu einer infizierten Person aufgehalten haben, nicht als Kontaktperson zu zählen, wenn konsequent Masken getragen wurden und an 5 Tagen nach Auftreten einer Infektion in der Klasse täglich getestet wird.

“***Ausnahmen möglich, z.B. wenn ein Test-to-Stay-Ansatz (tägliche Testung und Maskenpflicht) in der Einrichtung etabliert wurde.”

So steht es in der vom RKI empfohlenen Quarantäne- und Isolierungsdauern bei SARS- CoV-2-Expositionen und -Infektionen; entsprechend Beschluss der Ministerpräsidenten- konferenz vom 7. Januar 2022.1

Test-to-Stay Programme wurden in Rheinland-Pfalz schon vor Monaten installiert und haben sich bewährt. An Schulen herrschen besonders strenge Regeln, nirgends sonst werden die AHA + L Regeln so penibel kontrolliert. Die Kinder tragen konsequent Masken, auch an ihren Sitzplätzen. Bei Auftreten einer Corona-Infektion in der Schule ist daher nur das infizierte Kind zu isolieren, alle anderen Kinder müssen unter Anwendung des Test-to-Stay Ansatzes weiter in die Schule gehen dürfen.

Kinder haben Angst vor einem positiven Testergebnis vor der ganzen Klasse. Eltern leben seit Monaten in der ständigen Sorge, jederzeit einen Anruf aus Schule oder KiTa zu bekommen und ihr Kind sofort abholen zu müssen, um sich mit ihm in Quarantäne zu begeben. Wer mehrere Kinder hat, ist dieser Sorge gleich in vielfacher Weise ausgesetzt. Mit der Sorge, wie die Kinderbetreuung neben dem Job zu organisieren sein soll, werden Eltern wieder komplett allein gelassen.

Auch für KiTa-Kinder sind die neuen Regelungen problematisch. Konnten sie bislang, nach einem positiven Fall in der Gruppe, direkt durch einen negativen PCR-Test die Einrichtung wieder besuchen, ist nun mit einem positiven Fall die gesamte Gruppe in Quarantäne. Dabei ist die Krankheitslast in dieser Altersgruppe äußerst gering. Es ist nicht zu verstehen, warum ausgerechnet die Bevölkerungsgruppe mit der geringsten Krankheitslast die größten Einschränkungen hinnehmen muss. Fremdschutz darf nicht mehr zählen, denn alle Erwachsenen können und müssen sich selber schützen.

Außerdem sollten sich Kinder auch in RLP primär zu Hause testen und nicht in der Schule. Länder wie Niedersachsen setzen das um, ohne dass es dort zu höheren Inzidenzen unter Schüler*innen käme. Einerseits wird damit einfach und effektiv die Verbreitung der Omikron-Variante in den Schulen und auf den Schulwegen reduziert und Lernzeiten verlängert, zusätzlich nähme es Druck von den Schultern der SchülerInnen. „Wir müssen wieder lernen, uns zu vertrauen. Lehrer müssen Eltern vertrauen und auch ihren Schülern. Maximale Kontrolle führt zu übertriebener Angst. Ohne gegenseitiges Vertrauen werden wir Krisen
nicht bewältigen. Kinder brauchen Vertrauen, um sich entwickeln zu können.“ sagt Katja Wirfler, aktiv in der rheinland-pfälzischen Landesgruppe der bundesweit agierenden Initiative Familien.

Alle Studien weisen bislang auf ein insgesamt geringeres Krankheitsrisiko bei der Omikron-Variante hin, auch bei Kindern.2 Erwachsene können sich effektiv selbst schützen. Essenziell hierfür bleibt ihre vollständige Impfung nach STIKO-Empfehlung. Kinder und Jugendliche dürfen nicht weiter unter der Impfverweigerung der erwachsenen Bevölkerung leiden.

Mit dem milderen Verlauf der neuesten Sars-CoV-2-Variante müssen neben dem Schutz vor einer Infektion weitere relevante Faktoren in die Regelungen und Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung einfließen. Für unsere Kinder heißt Gesundheitsschutz in dieser Phase der Pandemie an allererster Stelle der Schutz vor Vereinsamung, vor Bildungsverlusten, vor Depressionen, vor mangelnder Bewegung und vor fehlenden Erlebnissen.“ sagt Dr. Anna Cassau, Kinderärztin und ebenfalls aktiv in der rheinland-pfälzischen Landesgruppe der bundesweit agierenden Initiative Familien. Panik und Angst dürfen nicht länger die politischen Entscheidungen lenken. Übertriebener Angst muss mit Aufklärung begegnet werden.

Erneut fordert die Initiative:

  • Keine Quarantäne für gesunde Kinder. Stattdessen Test-to-Stay Programme an allen Schulen und KiTas. Das heißt: Nur ein infiziertes Kind muss in Isolation. Alle anderen verbleiben in der Klasse oder Gruppe und testen sich in den folgenden 5 Tagen täglich.
  • Eine vorausschauende transparent diskutierte Strategie, die den Übergang von der Pandemie zur Endemie darlegt und insbesondere Kindern und Jugendlichen schnellstmöglich Normalität im Alltag garantiert.
  • Die Abschaffung der anlasslosen Tests in Schulen, so bald als möglich.
  • Eine sachliche und differenzierte Kommunikation, die Ängsten begegnet und Kinder und Jugendliche nicht weiterhin stigmatisiert.
  • Fokussierung der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, die bei Risikogruppen und Erwachsenen ansetzen, anstatt Kinder und Jugendliche einzuschränken, ohne einen für sie erkennbaren persönlichen Nutzen.

Die Pandemiebekämpfung muss dort stattfinden, wo Menschen durch Infektionen gefährdet sind – nicht in Klassenzimmern und Kindergärten!

1https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Quarantaene/Absonderung.html;jsessionid=61F4AA3E3E3B0D58540E7054717E930C.internet061

2 https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.12.21.21268116v1.full