Nach 17 Monaten Pandemie sind die Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien noch immer nicht im Fokus der Politik. Stattdessen werden Kinder und Jugendliche noch immer fremdnützig und weit mehr eingeschränkt als Erwachsene. 

Dabei hat sich längst gezeigt: Kinder und Jugendliche sind durch das Virus an sich viel weniger bedroht als durch die sie betreffenden Einschränkungen. Schulen und Kitas sind nur selten als Ansteckungsorte in Erscheinung getreten. Die Impfung für Erwachsene muss Kindern und Jugendlichen endlich erlauben, mit SARS CoV-2 zu leben wie mit anderen Lebensrisiken auch. 

Wir fordern deshalb:

  1. Präsenzunterricht für alle Schüler:innen und uneingeschränkter Zugang für alle Kinder zu Krippen, Kindergärten und Horten müssen garantiert werden- unabhängig von Inzidenzen oder anderen Parametern. Durch die Impfung von an Schulen und KiTas tätigen Personen besteht für diese Personengruppe kein erhebliches Gesundheitsrisiko mehr.
  2. Hygienemaßnahmen an den Schulen und Kitas müssen verhältnismäßig sein und zeitlich begrenzt werden. Massentests asymptomatischer Kinder sind weder wünschenswert noch notwendig. Die durchgehende Maskenpflicht an Schulen muss, entsprechend dem Vorbild vieler Nachbarländer, beendet werden. Ein genereller Mindestabstand und strenge Kohortenbildung darf nicht wieder eingeführt werden. Maßnahmen wie regelmäßige Testungen von ganzen Kohorten oder eine erweiterte Maskenpflicht dürfen nur noch anlassbezogen, zum Beispiel bei einem Ausbruchsgeschehen in einer Einrichtung, zum Einsatz kommen.
  3. Alle Kinder und Jugendliche (bis inkl. 17 Jahre) müssen den gleichen Status wie Geimpfte erhalten. Dies muss im Besonderen auch die Regelungen zur Quarantäne betreffen. Zudem muss allen Kindern und Jugendlichen damit auch ohne die Vorlage eines Impfnachweises oder negativen Testergebnisses Zugang zu allen Bereichen des öffentlichen Lebens gewährt werden. Die Impfung darf weder als Voraussetzung für einen regulären Schulbetrieb gelten, noch dürfen ungeimpfte Kinder und Jugendliche stigmatisiert oder benachteiligt werden.
  4. Risiken für Kinder und Jugendliche durch diese Pandemie müssen neu bewertet werden. Die Einschränkungen für Kinder und Jugendliche haben zu verschlechterten Bildungs-, Erwerbs- und Lebenschancen geführt. Das Wohlbefinden und die psychische und physische Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern hat erheblich gelitten, Gewalt an Kindern hat zugenommen, soziale Ungleichheiten haben sich vertieft. Diese Schäden müssen anerkannt und klar kommuniziert werden. Strategien zur Milderung dieser Schäden müssen entwickelt und umgesetzt werden. 
  5. Mit uns und nicht über uns:
    Bei Entscheidungen über Kinder und Jugendliche müssen Vertreter:innen der Kinder- und Jugendärzt:innen und Psycholog:innen ebenso gehört werden wie Bildungsexpert:innen und Fachkräfte für die soziale Entwicklung, es muss Runde Tische mit Lehrer*innen, Erzieher*innen, Schulleiter*innen, Verbänden und Elternvertretungen geben.
  6. Qualitäts- und Fachkräfteoffensiven, die ihren Namen auch verdienen. Aktuell werden Fachkräfte verheizt, da es nicht genügend qualifiziertes Personal gibt. Diese Krise hat eindeutig gezeigt, dass es strukturelle Probleme gibt. Und hier muss die Krise als Motivationsschub für Fachkräfteoffensiven dienen.